Kontakt findet an einer Grenze statt, es ist jener Punkt, oder Linie, wo etwas aufhört und etwas anderes, verschiedenes beginnt. Daher muss ein Begegnender immer notwendigerweise eine Grenze besitzen, mit der er in Kontakt (Begegnung) treten kann. Durchdringung, Konfluenz ist keine Begegnung und eine Kontakt-fläche kann nicht bestimmt werden.
In der menschlichen Welt bedeutet dies, dass einander nur Individuen begegnen können, und ein Wesensbestandteil des Individuums ist seine Grenze zum „Anders“. Voraussetzungen für die Begegnung mit einem anderem Individuum ist das „Selbst sein“ und das „sich in Kontakt begeben“, dass sich „Hin – wenden“
Martin Buber sagt: „Begegnung im eigentlichen Sinne ist aber nur möglich durch das „elementare In-Beziehung-treten“ denn dadurch geschieht personale Vergegenwärtigung. Die dazu nötige Wesensverfassung ist „Hinwendung“, sie ist gleichzeitig Grundvoraussetzung für Begegnung und Gespräch.
Buber nennt zwei Arten von menschlichem Dasein (siehe: Martin Buber – Dialog und Begegnung
- Leben vom Wesen aus.
(Ist bestimmt von dem was einer ist; Er blickt spontan und offen; Es macht das Zwischenmenschliche möglich. - Leben vom Bilde aus.
(Wie einer erscheinen will; Er macht den Blick, wollend dass der Andere (und zumeist ersselbst) etwas Bestimmtes in ihm sieht. Es hindert die zwischenmenschliche Begegnung, weil es existentiell belügt.)
Somit ist Voraussetzung für wirkliche Begegnung, dass das Individuum ein „wirkliches“ ist, ein wahrhaftig von sich aus-gehendes (sich hinwendendes) Wesen.
Ein Mensch, der erst „einer werden muss“ ist nicht innerhalb seiner Grenzen, ist nicht „bei sich“, geht nicht „von sich aus“, sondern geht erst auf „sich (sein Ideal-sein)“ zu und meint, erst „richtig“ zu sein, wenn er dort sei. Wenn ich aber „auf mich zugehe“ bin ich nicht bei mir, bin ich ver – rückt. (Bin ich bei mir, bin ich nicht „dort“.) In solch einer Konstellation kann ich niemandem be-gegnen ich kann nur ver – gegnen (Buber)
Wie schon Max Stirner 1844 (Der Einzige und sein Eigentum) schreibt:
„Und, daß Wir gleich näher auf die Wirklichkeit eingehen, auch die Besten reden’s heute noch einander vor, daß man den Staat, sein Volk, die Menschheit und was weiß Ich Alles in sich aufgenommen haben müsse, um ein wirkliches Ich, ein „freier Bürger“, ein „Staatsbürger“,ein „freier oder wahrer Mensch“ zu sein; auch sie sehen die Wahrheit und Wirklichkeit Meiner in der Aufnahme eines fremden Ich’s und der Hingebung an dasselbe.
Und was für eines Ich’s? Eines Ich’s, das weder ein Ich noch ein Du ist, eines eingebildeten Ich’s, eines Spuks.“
Jemand, der sich selbst nicht anerkennt, spürt, seine Begrenzung nicht setzt, ist ein „Gespenst“ – es wäre eine Begegnung von Gespenstern, aber keine reale Begegnung eines Ichs/Selbst mit einem Du. Es ist eine Interaktion von Objekten, keine Begegnung von Subjekten.
Daher gilt der Satz, des von Max Stirner beeinflussten Friedrich Nietzsche aus Ecce homo, Pindar zitierend: Werde der du bist (γένοι‘ οἷος ἐσσὶ μαθών – Werde welcher du bist erfahren)
.. oder sinngemäß nach Gerald Hüther: Werde was du sein könntest (Im Sinne von: Was schon in dir angelegt ist zur Entfaltung bringend, von deiner Gegenwärtigkeit ausgehend.) als Voraussetzung für tatsächliche Begegnung.